Annas Weblog


Ich, der Fink und du, der Zeisig
October 16, 2008, 9:32 am
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Wenn Namen, Ämter, Positionen oder Vorlieben von sogenannten ‘Promis’ immer und immer wieder in der gleichen Kombination in den Audio- und Printmedien auftauchen, brennen sie sich in unser neuronales Netz wie Kaugummi in den Asphalt. Die Person wird mit etwas verknüpft, was irgend wann einmal aus irgend einem Grund berechtigt oder unberechtig relevant und berichtenswert war: Merkel – die Kanzlerin; Ballack – die Wade der Nation; Madonna – die Popdiva; Meister Reineke – der Fuchs, Raimund Ringele – “Mein Traum ist zerstört” und Reich-Ranicki – der Literaturpapst und neuerdings auch der “wütende, alte Mann“.

Helge Schneider hat es in einem imaginären Duett mit Udo Lindenberg geschafft, 1.) in nur 3 Minuten Songlänge eine neue Verknüpfung zu generieren und sie uns 2.) für immer ins Ohr zu spülen. Udo Lindenberg, der Fink und Helge Schneider, der Zeisig. Der Nuschelhamburger – Fink; der Blödelbarde, Zeisig.

Das ging so: “Ich der Fink und du der Zeisig, du der Fink und ich der Zeisig, ich – Fink und du Zeisig. – Weiß ich.” 3 Minuten!

Obama – der Demokrat; McCain – der Republikaner, der Republikaner – McCain; der Demokrat – Obama. Soweit alles klar. (Die Nummer läuft ja schon seit knapp einem Jahr.)

… allerdings nicht für web.de:

Kaffee alle?



Es ist diese Jahreszeit. Schon wieder.
October 12, 2008, 7:03 pm
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Wenn der falsche Wein errötet und auffliegt und die Sommerlinden vorm Haus nur ganz kurz blassgelb schimmern, wenn auf dem Markt orangerote Kürbisse feilgeboten werden und der Federweißer das Kühlfach mit den Milchprodukten teilt, dann ist es Herbst. Jetzt werden die dicken Wolldecken hervorgekramt und die Teevorräte aufgestockt. Das Bücherregal wird entstaubt und neue Kerzen werden aufgesteckt. Die alte Holztür zur Cave wird aufgeschlossen und ein paar Weine werden nach oben getragen, wo sie vortan bis zur Adventszeit temperieren können und zu Kürbissuppe und Steinpilzgerichten gereicht werden. Die Tage werden kürzer. Die Nächte werden länger. Die Sonne lässt sich durch tiefe Morgennebel nur selten blicken. Die gelbe Sau.

Halali hallt es durch die Forsten indenen geerntet wird was das Jahr über gereift ist. Blutgetränkte Kiefernnadeln riechen nach frischer Erde und Aufbruch. Dampfende Hände in purpur. Hechelnde Zungen und glückliche Knopfaugen. Später dann: volle Kühltruhen. Noch etwas später: leckere Braten. Auch dazu wird der Wein gereicht.

Der Herbst ist da und die Autorin ist in ihrem Element. Jetzt möchte sie so wenig Zeit wie möglich mit ihrer Dissertation verbringen und ärgert sich ein wenig, dass es soweit kommen konnte. Im nächsten Jahr, denkt sie sich, im nächsten Jahr wird alles anders.

Ich glaube, das dachte sie bereits im Jahr zuvor.



Guess who just offered me to play in the band?
October 9, 2008, 2:11 pm
Filed under: Media, Süddeutsche Zeitung | Tags:

Yes, damn right:

And I can even pick a date for my appropriate starting time. This is going to be celebrated today @ Spookys with some Martinis, Manhattens and as many Cosmopolitans I can drink. (The off-drug rule will be briefly intermitted.)



Invasion of the Asian lady bug

Despite of the recent tightening of the German immigration act, there has been an uncontrolled – and quite impressive – invasion of the Asian lady bug in some parts of Northwest Germany. German authorities are stunned. Numerous facades of family homes and shopping malls have been covered with the little red black-dotted foreigner. In contrary to the endemic and well-known German lady beetle, the Asian beetle is endued with a changing amount of dots on its coat and the unique possibility to come in various colors, which is why one also refers to it as “multicolored Asian lady beetle”. Hence, a small number of Asian bugs may also appear black with red dots or just red with a few dots or red with many dots and so on and so forth.
Another distinctive feature is the black “W” on its collar. The German beetle usually wears a black collar with two white tips at the sides.

The Asian lady beetle was first introduced to Germany in the early 1920 to work for gardeners and farmers in the ongoing fight against rebelling aphids on German flowers and vegetables. Back at that time, work VISA for Asian beetles were controlled by the Ministry for the Environment, Agriculture and Forestry and not yet by the Ministry of Foreign Affairs. This, however, changed in the early 1950s and with the Iron Curtain, contacts to China were only maintained by the  Eastgerman side. Yet, temporary swarms of Asian lady beetles could be observed in the Northwestern part of Germany close to the Dutch border. At that time the beetle was mostly employed by tulip farmers in the Netherlands to fight the ongoing battle against the amaranthine aphids. To honor its achievements it was awarded the Dutch name: veelkleurig aziatisch lieveheersbeestje. After the German unity in 1990 Asian lady bugs could be employed again by farmers and gardeners throughout the country.

However, they feel home the most nearby the Dutch border.

For late-breaking footage, please click here:



Michael Dukakis über ‘das Verlieren’

Die aktuelle Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung lädt zu einem verlängerten Frühstück ein und zwar: nicht unter 2 Stunden, so großartig ist sie. Als ob die Redaktion den Tag der Einheit genutzt hätte um eine noch bessere, noch unterhaltsamere, noch relevantere Ausgabe zu kreieren. Ich bin begeistert. Ganz besonders schön ist das Interview mit Michael Dukakis, US Präsidentschaftskandidat 1988 gegen George Bush Senior. Er wird zum Thema “Verlieren” interviewt und sagt unter anderem diese folgenden, besonderen Worte:

(SZ) Amerika geht sehr brutal mit seinen Verlierern um.

(MD) Sehen Sie: Wir sind alle Freiwillige. Niemand verlangt von uns, dies zu tun. Wir Amerikaner mögen Gewinner und mögen keine Verlierer. Nichts Ungewöhnliches daran. Wenn Sie gewinnen, sind Sie der Präsident der Vereinigten Staaten. Great. Der wichtigste Führer der Welt. Wenn Sie verlieren, dann verlieren Sie halt. Seien Sie nicht überrascht, wenn einige Leute dann unglücklich sind. Und selbst wenn Sie verlieren, so verbleiben Sie doch in einer Position, die Ihnen erlaubt, einige sehr beeindruckende Dinge zu tun.  […]

Was er – meiner Meinung nach – damit sagen will, ist: a rose is a rose is a rose (Gertrude Stein). Nichts mehr und nichts weniger. Der Wahlkampfverlierer ist ein Wahlkampfverlierer und kein ‘Verlierer auf der ganzen Linie’. Er wird auch nicht mit faulen Eiern beworfen oder ausgebuht. Und selbst wenn; er stirbt nicht. Das Einzige was man über ihn sagen kann, ist dass er ‘lediglich’ die zweitgrößte Absicht hatte den Wahlkampf zu gewinnen… oder ein bisschen weniger ehrgeizig war. Na und? Er hat freiwillig kandidiert und damit freiwillig gewählt auch verlieren zu können: und verloren. So wie Sarah Palin freiwillig jede Situation der Blöße wählt, glücklicherweise nur der geistigen. Auch wenn Bette Middler das anders sieht.

Schließlich gibt es auch noch jemanden, der zwei Mal zum Präsidenten gewählt worden ist und jetzt wie ein ‘Verlierer auf der ganzen Linie’ da steht, es aber genau genommen nicht ist. Er war nur nicht integer, hat Dinge versprochen, die er nicht halten wollte.  ‘Didn’t walk his talk’ wie der Amerikaner sagen würde. Said ‘A’, meant ‘B’, did ‘C’. Die Wahrheit ist: Seine Absicht war groß genug Präsident der Vereinigten Staaten zu sein und nicht groß genug sein Amt als ein tatsächlich großer Präsident zu bekleiden. Vielleicht hat ihm die blanke Hülle von 8 Jahren Regierungszeit ausgereicht: ein kokettierender Din-A-1 Umschlag im Dauermailing, ein ewig krähender Hahn auf einem immer größer werdenden Haufen Mist.

Die Wähler und damit die Vereinigten Staaten von Amerika wollten (=wählten) zwei Mal sogar genau diesen Präsidenten und sei es der Erfahrung wegen. Jetzt haben sie zwei Legislaturperioden lang eine Bandbreite von Erfahrungen sammeln können, die andererorts eines Vierteljahrhunderts bedürfen und das ist ein Riesenvorteil: Auf der Basis dieser Erfahrungen können sie neu wählen. Einstein sagte mal -nicht ganz wertfrei-: “Es gibt kein sichereres Zeichen von Irrsinn, als das Selbe immer und immer wieder zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.” Mich würde es nicht wundern, wenn Herr McCain und Frau Palin den Misthaufen vergrößern dürften.

Wie auch immer. Detlef Esslinger hat ein sehr gutes Interview mit Michael Dukakis geführt und damit das brilliante ‘Wochenende’ glänzend aufpoliert, welches übrigens auf der ersten Seite mit Leonard Cohen beginnt: Das sollte eigentlich schon als Grund reichen die Ausgabe zu kaufen.

Darüberhinaus läuft Evelyn Roll in ihrer Französischen Straße auf Krücken zur Höchstform auf und schreibt seit langem mal wieder etwas sehr Schönes. (Zugegeben: Ich vermisse immer noch Juan Moreno.) Obwohl ich wirklich sehr hoffe, dass ihre Kolumnen nicht autobiografisch sind, wünsche ich mir paradoxerweise ein wenig, dass sie sich tatsächlich das Kreuzband gerissen hat, denn vielleicht stimmt es was man über Künstler sagt: sie müssen leiden um gut zu sein. Dann sollte sie ihre Krücken um Gottes Willen nicht weg tun. Ich würde ihr auch helfen sich ab und zu ein Kreuzband oder eine Achillessehne zu zerren. Ja, um die Qualität der SZ-Kolumnen zu steigern, würde ich die 500 km Autofahrt nach Berlin gern auf mich nehmen. Wir könnten auch sofort einen Termin machen, die Evelyn und ich. Wir wär’s denn mit dem 18. Oktober? Da bin ich sowieso in Berlin. Evelyn, meld dich doch einfach. Ich komme dann in der Französischen Straße vorbei.