Annas Weblog


Great wording – part 2
November 10, 2008, 12:03 pm
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Die Süddeutsche Zeitung vom “Wochenende”. Erste Seite. Letzter Absatz. Christian Zaschke.

Über den Herbst:

Das ist er also, der große Unverstandene. Er kennt den Lauf der Dinge wie niemand sonst, und er ist entgegen den Klischees ein großer Schöpfer. Gerade hat er es schon wieder getan und dafür gesorgt, dass Barack Obama Präsident der USA wird. War es nicht ein schöner Moment, als sie im Fernsehen sagten: “Ohio geht an” – Pause, Pause, Pause – “Obama!”. Auf geschichtsträchtige Tage versteht sich niemand so gut wie der Herbst.

Er wurde bedichtet von den großen Misanthropen und nimmt es mit Humor, er steht so sehr im Leben, dass der Wechsel von Werden und Vergehen ein Teil von ihm ist. Er ist so wenig eitel und so sehr klug. Wahrscheinlich ist der Herbst eine Frau.”

Und zynisch ist er auch noch. Herrlich!



Es ist diese Jahreszeit. Schon wieder.
October 12, 2008, 7:03 pm
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Wenn der falsche Wein errötet und auffliegt und die Sommerlinden vorm Haus nur ganz kurz blassgelb schimmern, wenn auf dem Markt orangerote Kürbisse feilgeboten werden und der Federweißer das Kühlfach mit den Milchprodukten teilt, dann ist es Herbst. Jetzt werden die dicken Wolldecken hervorgekramt und die Teevorräte aufgestockt. Das Bücherregal wird entstaubt und neue Kerzen werden aufgesteckt. Die alte Holztür zur Cave wird aufgeschlossen und ein paar Weine werden nach oben getragen, wo sie vortan bis zur Adventszeit temperieren können und zu Kürbissuppe und Steinpilzgerichten gereicht werden. Die Tage werden kürzer. Die Nächte werden länger. Die Sonne lässt sich durch tiefe Morgennebel nur selten blicken. Die gelbe Sau.

Halali hallt es durch die Forsten indenen geerntet wird was das Jahr über gereift ist. Blutgetränkte Kiefernnadeln riechen nach frischer Erde und Aufbruch. Dampfende Hände in purpur. Hechelnde Zungen und glückliche Knopfaugen. Später dann: volle Kühltruhen. Noch etwas später: leckere Braten. Auch dazu wird der Wein gereicht.

Der Herbst ist da und die Autorin ist in ihrem Element. Jetzt möchte sie so wenig Zeit wie möglich mit ihrer Dissertation verbringen und ärgert sich ein wenig, dass es soweit kommen konnte. Im nächsten Jahr, denkt sie sich, im nächsten Jahr wird alles anders.

Ich glaube, das dachte sie bereits im Jahr zuvor.