Annas Weblog


Angela bei Anne
March 23, 2009, 12:28 am
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Wie niedlich diese Frau Will ist. Meine Güte! Und dann stellt sie so garstige Fragen. Wahrscheinlich auch zurecht. Sie ist keine Bloggerin sondern gehört zur Journalistenelite – was auch immer das für einen Blogger sein mag. Für ihren Blog hat sie sich Leute eingestellt, die alle Kommentare vor Veröffentlichung einzeln lesen. Damit zeigt sie, dass sie das “Bloggen” wohl auch könnte, aber aktiv mitmachen? – Ich bitte Sie!

Die Bundeskanzlerin musste sich jedenfalls verteidigen aber Holla, die Waldfee. In ihrer gepuderten Haut hätte ich wahrlich nicht stecken wollen. Von Wer-bin-ich-und-wenn-ja-wieviele (gemeint ist damit die “Staatsoberhaupt oder besser gesagt Bundeskanzlerin” Aktion) über die Opelbetroffenheit (der seit-24-Jahren-Opelmitarbeiter hat mich an mein erstes DLF Interview erinnert: viel zu aufgeregt, um strukturierte Sätze sinnvoll aneinander zu reihen) zu Managerabfindungen: “Das Irre bei den Boni ist ja, dass wir früher dachten, die gibt’s nur für Erfolg. Aber die gibt’s ja auch für Misserfolg.”

Das hat sie richtig erkannt, unsere Angela. Zugegeben, mich entzückt dabei besonders ihr Ausdruck: Kaum sind  Bundeskanzlerin und Opelaner geladen, so hagelt es: Umgangssprache. Wie schön! Das dürften sogar die Redakteure der BILD Zeitung verstanden haben, sodass morgen tatsächlich das drin stehen dürfte, was gesagt wurde – oder so. Viel Interpretationsspielraum gab es ja nicht, oder um es noch einmal mit den Worten der Bundeskanzlerin zu sagen: “Das sage ich und ich sage […] sage ich ihnen”.

Na, dann ist ja alles gesagt.



Bleibt alles anders
September 29, 2008, 3:46 pm
Filed under: Fun, Media | Tags: , , , , , , , ,

Jetzt ist es so weit. In jeder Hinsicht steht das Land Bayern kurz vorm Super-GAU.

Erst verliert der FCB in einer Jahrhundertpleite gegen Werder Bremen, dann kündigen die Bayerische Hypovereinsbank und Siemens den Abbau von tausenden Stellen an. Durch knirschende Zähne wird eine “Orientierung gen Osten” nachgeschoben. Whatever that means. Kurz darauf verliert der FCB auch noch gegen den mitteldeutschen Club der Mittelmäßigkeit Hannover und beschert sich den schlechtesten Saisonstart seit 31 Jahren. Nur wenig später zerfällt die in Stein gemeißelte Allgroßmacht CSU in ihre Einzelteile … beziehungsweise pulverisiert, kann man fast schon sagen… mit – 17 % der Wählerstimmen. Hut ab! Das muss man erstmal nachmachen.

Folgenden Schrittes ermitteln die beiden Münchener Hauptkommissare Batic und Leitmayr in Deutschlands ältestem und traditionsreichstem Kriminal-Unterhaltungsformat “Tatort” im homosexuellen Milieu und werden undercover sogar zum schwulen Pärchen. Da fällt die Thematisierung von Batics’ Erektionsproblemen schon fast nicht mehr ins Gewicht… . Naja, es ist schließlich die 50ste Folge (Herzlichen Glückwunsch!).

Dann dauert es nur noch 15 Tagesthemen-Extra-Ausgabe-Minuten bis – nicht etwas die globale Finanzkrise einen Platz in der vordersten Reihe des Polittalks im Ersten Deutschen Fernsehen bekommt, sondern nein – der bayerischer Liedermacher, Kabarettist und Bierzeltfüller Hans Well. Er hat die einzigartige Möglichkeit noch einmal nachzutreten; schließlich hat er auf diesen Augenblick die Hälfte seines Lebens lang hingearbeitet.

Und dann kommt es Schlag auf Schlag: Beckstein mit der ‘Strahlkraft einer Büroklammer’, der Huber mit dem ‘Charme eines Nussknackers’ und Stoibers ‘glodernde Lud’: im besten Bayrisch. So bayrisch, dass Frau Will sogar noch übersetzt … für Restdeutschland.”

Ich finde das köstlich und ziehe ab sofort Bayern als Wahlheimat in Betracht.



Polittalk-Nachhilfe von Frau Kahlweit

Die aktuelle Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung ist ein Knaller. Nicht nur gibt Frau Künast ein Interview, das sich Frau Schwarzer und Frau von der Leyen ausschneiden und über den Herd hängen sollten, auch watscht Frau Kahlweit – bis zum Februar 2008 noch (freiwillige) Redaktionsleiterin der Anne Will Show – die deutsche Polittalk-Landschaft dermaßen ab, dass man meinen könnte, sie wäre nie ein Teil davon gewesen. Schlimmer noch; sie hätte nie ein Teil davon gewesen sein wollen.

Wer hat das jetzt verstanden?

Egal! Kauft die Ausgabe. Es lohnt sich. Wirklich!



Zwischen Präventionsarbeit und Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen

DPA, 26.08.2008:

Charlotte Roche probiert für 3sat Berufe aus

“TV-Moderatorin und Besteller-Autorin Charlotte Roche (“Feuchtgebiete”) ist jetzt für den Fernsehsender 3sat aktiv. Vom 1. Oktober an wird die 30-Jährige wöchentlich montags um 23.10 oder um 23.15 Uhr die fünfteilige Reihe “Charlotte Roche unter…” präsentieren.

Darin arbeitet Roche in jeder Folge in einem anderen Beruf: bei einem Bestattungsunternehmen, als Müllwerkerin, als Jägerin […] .

Moment mal. Bestattungsunternehmen? Müllabfuhr? Tiere töten? Genau in dieser Reihenfolge? Haben wir uns das denn auch genau überlegt? Nachdem Harald Schmidt mit Lady Bitch Ray den Wortschatz des ersten Deutschen Fernsehens um viele wertvolle Ausdrücke erweitert – und seien wir doch mal ehrlich: aufpoliert – hat, lassen sich die Dritten nicht lumpen und ziehen mit Charlotte Roche nach. Zur Sendezeit der kuscheligsten Bettdecke darf Charlotte, die wir ja alle lieben und deshalb duzen, Randgruppenberufe ausüben und uns darüber erzählen wie das so ist wenn man eben mal arbeitet, also das tut, was wir – als Generation Praktikum – offensichtlich nicht tun. Für diejenigen, die sich bereits mit dem Gedanken angefreundet haben im achtzehnten Semester “irgendwas-mit-Medien” auf ihrer akademischen Laufbahn zu scheitern, kann das Konzept “Ausbildungsberuf” durchaus relevant sein. Außerdem mögen wir Charlotte und wir trauen ihr weil wir sie schon von früher (=VIVA) kennen.

3sat möchte quasi unsere Nussschale vergrößern, unseren nicht vorhandenen Horizont erweitern und ja, tatsächlich soetwas wie eine Perspektive schaffen. Im entferntsten Sinne geht es also um Prävention. Es soll verhindert werden, dass wir tagein-tagaus nichts anderes tun, als die Medien zu konsumieren und sie meinungs- und haltungslos hinzunehmen. Der Auftrag könnte nicht klarer sein: Charlotte, bring das faule Pack weg von der Mattscheibe und hin zu einem produktiven Beitrag für unser wunderbares System.

Damit ist Charlotte natürlich nicht allein auf weiter Flur. Das Erste hat Harald Schmidt und Oliver Pocher, die am Grundvokabular feilen und damit für die Kommunikation und Pressearbeit im Auftrag “Arbeitskraftmobilisierung” zuständig sind. Daneben dümpelt das im Politressort angedockte, leckgeschlagene Schlachtschiff “Anne Will” mit zerrissener Takelage im ARD Hafen der Bildungs- slash Unterhaltungsprogramme. Da Frau Will (nein, sie duzen wir nicht) eher für Konsequenzen als für Prävention ist und es aus dem Wald bekanntlich herausschallt, wie man hinein ruft, quittierte kürzlich ihr Fanclub seinen Dienst; freilich kein Untergang … und ein anderes Thema. Neben Frau Will gab neulich auch Sarah Kuttner ihr Debut im Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen. Sarah, die wir ebenfalls von früher kennen und deshalb duzen, bringt uns bei wie man Kleinanzeigen liest … und dass man überhaupt erst einmal Kleinanzeigen lesen sollte weil es dort von Arbeitsangeboten wimmelt, für die man keine Ausbildung braucht. Weg von der Mattscheibe … .

Das ZDF dagegen widmet sich nun gänzlich der Zielgruppe 65plus und somit der Unterhaltung der deutschen Bundesbürger in ihren letzten Lebensjahrzehnten. Würden diese Gebührenzahler nach einem aufregenden Bingoabend den Fernseher der Seniorenresidenz einschalten und im Dritten hängen bleiben, könnten sie eventuell eine sympathische, junge Frau mit Zahnlücke vor einem Krematorium entdecken, die nicht nur anschaulich das Berufsbild des Bestatters erklärt sondern auch die Funktionsweise eines Hochofens.

Insofern ist ja doch für jeden etwas dabei.