Annas Weblog


Hoffen auf die Zeit, in der diese Geschichte keine Geschichte mehr sein wird

Der Sportteil der Süddeutschen Zeitung hält heute einen besonderen Artikel bereit. Es geht um die “letzte Bastion” im Profisport: die sexuelle Orientierung des Sportlers. Bei den 21 olympischen Winterspielen in Vancouver gibt es nun “erstmals einen offiziellen Treffpunkt für homosexuelle Olympioniken”. Mit dem so genannten “pride house” hofft man, zu einer größeren Offenheit und Plattform für homosexuelle Sportler beizutragen. Im Optimalfall sollen dann die Sportler in das “pride house” einkehren, natürlich am besten mit einer Medaille, und so ihren Erfolg im geschützten Kreis feiern können. Outing inklusive. Doch während sich bereits vier Frauen geoutet haben, sind die Männer offensichtlich homogen hetero.

Und das, obwohl in Kanada gerade im Macho- und Nationalsport Nr.1, dem Hockey, das Eis aufbricht. Als sich im vergangen Jahr Brendan Burke (21), Goalie der Universitätsmannschaft von Miami und Sohn des Managers der Toronto Maple Leafs, einem der bekanntesten Teams der NHL, outete, kam es erstmal zu einem riesigen Medienrummel. Das hatte Newswert! Die Sportmagazine waren voll davon und berichteten ausschließlich positiv, mit großem Respekt und Akzeptanz. Sie ebneten quasi den Weg für jeden, der Burke folgen wollte … doch da war niemand.

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Gekommen um zu bleiben
May 28, 2009, 4:09 pm
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Meine Zeit wurde mir hier gerade verlängert. Aufschub in letzter Sekunde sozusagen. Vorerst um einen Monat aber das reicht mir dann auch (dann liege ich mit den DJS-Absolventen zeitquantitativ auf einer Länge). Ab Dienstag nächster Woche arbeite ich in der lokalen Wirtschaft, was man in München verschieden interpretieren kann. Hier muss ich – glücklicherweise – kein Dirndl tragen.

Ich bin gespannt, was ich in der nächsten Woche alles schreiben kann.



Wie es ist
May 27, 2009, 8:36 pm
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Morgen ist mein letzter Arbeitstag. Gerade fühle ich mich wie irgendjemand mit einem Banjo, der zwei Songs auf der großen CMA Bühne in Nashville / Tennessee mit den Dixie Chicks spielen durfte, und der jetzt weiß wie sich 80.000 Leute anfühlen.

Meine Bühne war zwei Monate lang im 16ten Stock des SZ Hochhauses mit einem grandiosen Ausblick auf den Münchner Norden. Meine 80.000 Leute waren freilich keine Menschenmasse. Sie waren einzelne Leser. Manchmal in der S-Bahn gegenüber mit der Zeitung in der Hand. Manchmal im Café, mit einem Latte Macchiato, den Kopf zwischen zwei riesigen Seiten dünnem Papier. Manchmal im Englischen Garten auf der Parkbank, die Beine übereinander geschlagen und die Süddeutsche auf dem Schoß. Manchmal auch in der Fußgängerzone – dann als isolierende Schicht gegen den harten und immer noch frühlingskalten Steinboden.

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Die Verträge sind gemacht und es wurde viel gelacht
March 22, 2009, 4:28 pm
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Nun ja, viel gelacht wurde nicht, weil “bitte senden Sie ein unterschriebenes Exemplar des Vertrages und folgende ACHT (in Zahlen: 8) Unterlagen an die unten stehende Adresse”. Ein Arbeitsvertrag mit der SZ ist tatsächlich um einiges umfangreicher als sämtliche Arbeitsverträge die ich je zuvor unterschrieben habe. Neben den üblichen Sachen wie Sozialversicherungsnummer und Lohnsteuerkarte (die ich mal suchen könnte) gibt es auch so tolle neue Sachen wie: Merkblätter zum Bundesdatenschutzgesetz, Mitteilungungen über das Kinderberücksichtigungsgesetz und die “Einwilligungserklärung zur privaten Nutzung von elektronischen Kommunikationsdiensten”. Das Lesen und Ausfüllen hat lediglich 1 1/2 Stunden gedauert. Aber es macht den ganzen Prozess ein wenig spannender. Wenn das alles so durchdacht und strukturiert ist, wie wird dann erst das Arbeiten dort? Oh, und mir fällt auf: Ich habe bisher noch nie für ein so großes Unternehmen gearbeitet (in Mitarbeiterzahlen), wenn man die Uni mal weglässt, denn Leute wie Neurophysiologen und Wirtschaftsinformatiker kann man nun wahrlich nicht als “Kollegen” bezeichnen… . 😉

Achso und dann noch: Wir ziehen um. Am Freitag den 27.03.2009, Punkt 15:00 Uhr. Wer mithilft, ist danach zum Wildschwein grillen eingeladen.



1. April, 10:00 Uhr, Gewehr bei Fuß
March 19, 2009, 9:51 am
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So resümierte man die Anforderungen hinsichtlich meines ersten Arbeitstags in der schönen Landeshauptstadt München und ich freue mich schon sehr darauf. Natürlich nehme ich das nicht wörtlich, wohlwissend, dass ich dann sehr wahrscheinlich im hohen Bogen rausflöge. Allerdings weiß ich noch nicht wie genau ich dort hin gelangen soll. Mein Auto wird gerade in Leipzig zusammenflickt und in meiner Bude stehen noch exakt so viele Umzugskartons wie sie zwar in einen Kofferraum aber niemals in ein Kompartment der Deutschen Bahn passen würden (obwohl: passen würden sie schon, nur hätten die anderen Reisenden wesentlich weniger Platz) – ganz zu schweigen vom Fahrrad, den Klettersachen und den Speedskates.

Also lasse ich das einfach hier und reise nur mit einem Gregory Rucksack voll Klamotten und einer kleinen Computertasche an? Mit der deutschen Bahn? “Im Zuge meiner Reise”, sozusagen? – Mmh. Klingt irre. Aber vielleicht mache ich das so.

Hat jemand Alternativvorschläge, die nicht das Anmieten eines sündhaft teuren AVIS Autos betreffen? – Danke.



Great wording – part 2
November 10, 2008, 12:03 pm
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Die Süddeutsche Zeitung vom “Wochenende”. Erste Seite. Letzter Absatz. Christian Zaschke.

Über den Herbst:

Das ist er also, der große Unverstandene. Er kennt den Lauf der Dinge wie niemand sonst, und er ist entgegen den Klischees ein großer Schöpfer. Gerade hat er es schon wieder getan und dafür gesorgt, dass Barack Obama Präsident der USA wird. War es nicht ein schöner Moment, als sie im Fernsehen sagten: “Ohio geht an” – Pause, Pause, Pause – “Obama!”. Auf geschichtsträchtige Tage versteht sich niemand so gut wie der Herbst.

Er wurde bedichtet von den großen Misanthropen und nimmt es mit Humor, er steht so sehr im Leben, dass der Wechsel von Werden und Vergehen ein Teil von ihm ist. Er ist so wenig eitel und so sehr klug. Wahrscheinlich ist der Herbst eine Frau.”

Und zynisch ist er auch noch. Herrlich!



Guess who just offered me to play in the band?
October 9, 2008, 2:11 pm
Filed under: Media, Süddeutsche Zeitung | Tags:

Yes, damn right:

And I can even pick a date for my appropriate starting time. This is going to be celebrated today @ Spookys with some Martinis, Manhattens and as many Cosmopolitans I can drink. (The off-drug rule will be briefly intermitted.)



Michael Dukakis über ‘das Verlieren’

Die aktuelle Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung lädt zu einem verlängerten Frühstück ein und zwar: nicht unter 2 Stunden, so großartig ist sie. Als ob die Redaktion den Tag der Einheit genutzt hätte um eine noch bessere, noch unterhaltsamere, noch relevantere Ausgabe zu kreieren. Ich bin begeistert. Ganz besonders schön ist das Interview mit Michael Dukakis, US Präsidentschaftskandidat 1988 gegen George Bush Senior. Er wird zum Thema “Verlieren” interviewt und sagt unter anderem diese folgenden, besonderen Worte:

(SZ) Amerika geht sehr brutal mit seinen Verlierern um.

(MD) Sehen Sie: Wir sind alle Freiwillige. Niemand verlangt von uns, dies zu tun. Wir Amerikaner mögen Gewinner und mögen keine Verlierer. Nichts Ungewöhnliches daran. Wenn Sie gewinnen, sind Sie der Präsident der Vereinigten Staaten. Great. Der wichtigste Führer der Welt. Wenn Sie verlieren, dann verlieren Sie halt. Seien Sie nicht überrascht, wenn einige Leute dann unglücklich sind. Und selbst wenn Sie verlieren, so verbleiben Sie doch in einer Position, die Ihnen erlaubt, einige sehr beeindruckende Dinge zu tun.  […]

Was er – meiner Meinung nach – damit sagen will, ist: a rose is a rose is a rose (Gertrude Stein). Nichts mehr und nichts weniger. Der Wahlkampfverlierer ist ein Wahlkampfverlierer und kein ‘Verlierer auf der ganzen Linie’. Er wird auch nicht mit faulen Eiern beworfen oder ausgebuht. Und selbst wenn; er stirbt nicht. Das Einzige was man über ihn sagen kann, ist dass er ‘lediglich’ die zweitgrößte Absicht hatte den Wahlkampf zu gewinnen… oder ein bisschen weniger ehrgeizig war. Na und? Er hat freiwillig kandidiert und damit freiwillig gewählt auch verlieren zu können: und verloren. So wie Sarah Palin freiwillig jede Situation der Blöße wählt, glücklicherweise nur der geistigen. Auch wenn Bette Middler das anders sieht.

Schließlich gibt es auch noch jemanden, der zwei Mal zum Präsidenten gewählt worden ist und jetzt wie ein ‘Verlierer auf der ganzen Linie’ da steht, es aber genau genommen nicht ist. Er war nur nicht integer, hat Dinge versprochen, die er nicht halten wollte.  ‘Didn’t walk his talk’ wie der Amerikaner sagen würde. Said ‘A’, meant ‘B’, did ‘C’. Die Wahrheit ist: Seine Absicht war groß genug Präsident der Vereinigten Staaten zu sein und nicht groß genug sein Amt als ein tatsächlich großer Präsident zu bekleiden. Vielleicht hat ihm die blanke Hülle von 8 Jahren Regierungszeit ausgereicht: ein kokettierender Din-A-1 Umschlag im Dauermailing, ein ewig krähender Hahn auf einem immer größer werdenden Haufen Mist.

Die Wähler und damit die Vereinigten Staaten von Amerika wollten (=wählten) zwei Mal sogar genau diesen Präsidenten und sei es der Erfahrung wegen. Jetzt haben sie zwei Legislaturperioden lang eine Bandbreite von Erfahrungen sammeln können, die andererorts eines Vierteljahrhunderts bedürfen und das ist ein Riesenvorteil: Auf der Basis dieser Erfahrungen können sie neu wählen. Einstein sagte mal -nicht ganz wertfrei-: “Es gibt kein sichereres Zeichen von Irrsinn, als das Selbe immer und immer wieder zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.” Mich würde es nicht wundern, wenn Herr McCain und Frau Palin den Misthaufen vergrößern dürften.

Wie auch immer. Detlef Esslinger hat ein sehr gutes Interview mit Michael Dukakis geführt und damit das brilliante ‘Wochenende’ glänzend aufpoliert, welches übrigens auf der ersten Seite mit Leonard Cohen beginnt: Das sollte eigentlich schon als Grund reichen die Ausgabe zu kaufen.

Darüberhinaus läuft Evelyn Roll in ihrer Französischen Straße auf Krücken zur Höchstform auf und schreibt seit langem mal wieder etwas sehr Schönes. (Zugegeben: Ich vermisse immer noch Juan Moreno.) Obwohl ich wirklich sehr hoffe, dass ihre Kolumnen nicht autobiografisch sind, wünsche ich mir paradoxerweise ein wenig, dass sie sich tatsächlich das Kreuzband gerissen hat, denn vielleicht stimmt es was man über Künstler sagt: sie müssen leiden um gut zu sein. Dann sollte sie ihre Krücken um Gottes Willen nicht weg tun. Ich würde ihr auch helfen sich ab und zu ein Kreuzband oder eine Achillessehne zu zerren. Ja, um die Qualität der SZ-Kolumnen zu steigern, würde ich die 500 km Autofahrt nach Berlin gern auf mich nehmen. Wir könnten auch sofort einen Termin machen, die Evelyn und ich. Wir wär’s denn mit dem 18. Oktober? Da bin ich sowieso in Berlin. Evelyn, meld dich doch einfach. Ich komme dann in der Französischen Straße vorbei.



Polittalk-Nachhilfe von Frau Kahlweit

Die aktuelle Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung ist ein Knaller. Nicht nur gibt Frau Künast ein Interview, das sich Frau Schwarzer und Frau von der Leyen ausschneiden und über den Herd hängen sollten, auch watscht Frau Kahlweit – bis zum Februar 2008 noch (freiwillige) Redaktionsleiterin der Anne Will Show – die deutsche Polittalk-Landschaft dermaßen ab, dass man meinen könnte, sie wäre nie ein Teil davon gewesen. Schlimmer noch; sie hätte nie ein Teil davon gewesen sein wollen.

Wer hat das jetzt verstanden?

Egal! Kauft die Ausgabe. Es lohnt sich. Wirklich!